Nach der WOSM-Weltkonferenz – und nun? Ein Rückblick

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Fast zwei Wochen sind seit der WOSM-Weltkonferenz und dem vorhergegangenen Jugendforum vergangenen. Mittlerweile sind alle deutschen Delegierten nach einer bzw. zwei intensiven Wochen voller Pfadfinderei wieder zurück in Deutschland und im Alltag angekommen.

Doch was bleibt nach der bisher größten Weltkonferenz, die WOSM mit mehr als 1800 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus mehr als 160 Ländern in seiner 110-jährigen Geschichte hatte?

 

Die Entscheidungen der Konferenz:

Eine der Hauptaufgaben des höchsten demokratischen Gremiums im Weltverband WOSM ist es, inhaltliche und strategische Entscheidungen zu treffen. Wir können auf eine Konferenz zurückblicken, in der viele von ihnen in unserem Sinne getroffen wurden:

  • Mit der Wahl von zwölf neuen Weltkomitee-Mitgliedern freuen wir uns nicht nur auf produktive drei Jahre sondern auch auf das im Durchschnitt jüngste WOSM-Weltkomitee der Geschichte.
  • Einige der beschlossenen Anträge haben sich explizit mit dem Stärken der demokratischen Strukturen bei WOSM beschäftigt. Unter anderem hat sich die Weltkonferenz für einen faireren und transparenteren Bietprozess ausgesprochen, wenn sich Pfadiorganisationen um die Ausrichtung von Weltveranstaltungen (Jamboree, Moot etc.) bewerben. Diesen Antrag hat die deutsche Delegation maßgeblich mit vorbereitet und sich für seine Annahme ausgesprochen.
  • Ebenso hat sich WOSM zu inhaltlichen Themen positioniert: zum einen wird Umweltschutz in den nächsten Jahren stärker in den programmatischen und strukturellen Fokus rücken, um dem Leitsatz von Baden-Powell die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als wir sie vorgefunden haben, gerecht zu werden. Zum anderen haben wir uns der Umsetzung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals/SDGs) verschrieben.
  • In Baku wurde außerdem der Startschuss für eine neue strategische Partnerschaft mit UN Women gegeben: als Partner der Kampagne „He For She“ werden sich WOSMs 41 Millionen Mitglieder weltweit aktiv mit dem Thema Geschlechtergerechtigkeit auseinandersetzen.
  • Einen ausführlichen Überblick zu den abgestimmten Anträgen findet ihr hier. Die Abstimmungen geschahen in einem offenen Dialog mit vorheriger Aussprache im Plenum. Das ist für uns in den Verbänden zwar eine Selbstverständlichkeit, aber in globalen Dimensionen dauert es manchmal etwas länger, bis sich so ein Format durchsetzt.
  • Die Konferenz hat außerdem darüber entschieden, wo das World Scout Jamboree 2023 stattfindet. Zwar hätten wir uns gewünscht, dass unsere polnischen Freundinnen und Freunde – mit denen wir seit Jahrzehnten eine enge Verbindung haben – diese einmalige Chance bekommen, freuen uns jetzt aber auf ein gutes Jamboree in Südkorea.

 

Das Zwischendrin – die informellen Gespräche:

Mindestens ebenso wichtig wie die Entscheidungen über Anträge und Vergaben ist die Zeit zwischendrin. Was bei Kursen oft wahr ist, zeigt sich auch auf einer Weltkonferenz: die besten Partys gibt es in der Küche und die spannendsten Gespräche finden in der Kaffeepause statt.

  • Mit vielen unserer ausländischen Partnerverbände hatten wir bilaterale Treffen und konnten so hoffentlich Akzente für die zukünftige Partnerschaftsarbeit setzen.
  • Nachdem Polen nicht den Zuschlag für das World Scout Jamboree 2023 erhalten hat, entstand aus dem Schwung der Konferenz eine neue Idee unter den europäischen Verbänden: um das inhaltliche Konzept, von dem wir weiterhin überzeugt sind, doch noch in Action zu sehen, haben wir zusammen mit vielen vielen anderen europäischen Verbänden Polen aufgefordert, die Möglichkeit eines EuroJams – eines europäischen Jamborees – in Betracht zu ziehen. Das letzte EuroJam fand 2005 in Großbritannien statt und das nächste vielleicht schon 2020?

 

Das Jugendforum:

Über das World Scout Youth Forum haben wir an anderer Stelle schon berichtet. Aber die fünf Delegierten von Pfadfinden in Deutschland waren nicht nur dort aktiv, sondern haben zusammen mit vielen weiteren Young Delegates auch auf der Weltkonferenz Akzente gesetzt (erfreuliche 94% der Jugendforums-Teilnehmenden hatten auch eine Rolle auf der Weltkonferenz). Besonders der Anklang des Themas „Stärkung junger Menschen in den WOSM-Entscheidungsstrukturen“ zeigt, dass sich WOSM auf dem Weg zu einem Jugendverband befindet, der nicht nur für sondern auch von jungen Menschen ist.

Um das Ganze in Perspektive zu setzen: Teilnehmende am Jugendforum sind unter 25, junge Menschen in WOSMs Definition unter 30. Der Altersdurchschnitt in Delegationen, Posten und Gremien ist auf Weltebene deutlich darüber, auch wenn sich in den letzten Jahren ein Verjüngungsprozess angebahnt hat. Mit einem Altersdurchschnitt von unter 28 Jahren ist die deutsche Delegation also mit bestem Beispiel vorangegangen.

Die Zusammenarbeit im Ring:

Die offizielle Delegation des Ringes umfasste 12 Personen und bestand aus jungen Delegierten, internationalen Beauftragten (International Commissioners) und Vorständen der RdP-Mitgliedsverbände. Nach einer mehrmonatigen, intensiven Vorbereitung waren wir auf der Konferenz ein eingespieltes Team, was sich in der guten Stimmung und im schlagkräftigen Einsatz der Delegation zeigte. Mit ausschlaggebend war dabei sicherlich das gemeinsame Vorbereitungswochenende der Delegation im Juni in Köln, das in dieser Form zum ersten Mal stattfand.

Wir ziehen außerdem ein positives Resümee zu unserem Young Delegates Program, mit dem wir die fünf WOSM-Delegierten zusammen mit den drei Delegierten für die WAGGGS-Weltkonferenz auf die Bühne des internationalen Pfadfindens begleitet haben.

Insgesamt blicken wir also zufrieden auf eine intensive Konferenz zurück, die nicht nur den den Grundstein für die Arbeit bei WOSM in den nächsten Jahren gelegt hat, sondern auch die Zusammenarbeit innerhalb des Rings gestärkt hat. Diese positive Energie gilt es nun aufzugreifen und zu nutzen – in den verschiedenen Gremien und Ebenen bei WOSM, im Ring und nicht zuletzt in unseren Verbänden. Denn eine gute Entscheidung ist nur so viel Wert wie die Qualität, in der sie umgesetzt wird.