Stellungnahme der Ringe deutscher Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbände zum Ausmaß der Missbrauchsfällen bei den Boy Scouts of America

Wir sind zutiefst bestürzt über das gestern bekannt gewordene Ausmaß der Missbrauchsfälle bei den Boy Scouts of America.  Bis Montag konnten mutmaßliche Missbrauchsopfer Entschädigungsansprüche geltend machen und es haben mehr als 80.000 ehemalige Mitglieder der Boy Scouts of America Ansprüche angemeldet. Dass so vielen Kindern und Jugendlichen in der Vergangenheit Leid zugefügt wurde, macht uns sehr betroffen.

Pfadfinden bedeutet, Kinder und Jugendliche stark zu machen, sie auf ihrem Weg zu selbstbewussten und rücksichtsvollen Menschen zu begleiten. Wir möchten sie dabei unterstützen, ihre Persönlichkeit frei von Gewalt und Machtmissbrauch zu entfalten und ihr Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit kennen zu lernen. Jegliche Handlungen, die die Kinderrechte missachten oder gar verletzen, verurteilen wir aufs Schärfste.

Damit in den fünf Mitgliedsverbänden des rdp Missbrauchsfälle möglichst vermieden werden, wird vom Vorsitzenden Oliver Mahn unter anderem das Thema „Prävention sexualisierter Gewalt“ als zentraler Grundsatz in der Jugendverbandsarbeit benannt: „In unseren Pfadfinder*innenverbänden wollen wir Kindern und Jugendlichen einen geschützten Rahmen zum Wachsen und Lernen geben und haben deshalb bereits seit vielen Jahren umfangreiche Präventionskonzepte zum Schutz vor sexuellem Missbrauch und Grenzüberschreitungen in den Verbänden des rdp etabliert.“

Als Teil einer weltweiten Erziehungsbewegung fördern wir Pfadfinder*innen die uns anvertrauten jungen Menschen. Sie lernen ihre sozialen und emotionalen, spirituellen und geistigen sowie körperlichen Fähigkeiten einzusetzen. Durch selbstgesetzte Ziele und prägende Erlebnisse entdecken und entwickeln unsere Mitglieder ihre eigene Persönlichkeit und damit auch ihre Sexualität. Eine starke Persönlichkeit und eine Kultur der Achtsamkeit sind aus unserer Sicht der beste Schutz gegen sexualisierte Gewalt.

Die besondere Verantwortung der Leiter*innen vor Ort erläutert rdp-Vorstandskollege Joschka Hench: „Leiter*innen in unseren Verbänden sind für unsere Kinder und Jugendlichen mehr als Aufsichts- und Freizeitgestaltungsperson: Sie sind Vorbilder. Aus diesem Grund hat die Prävention sexualisierter Gewalt in allen unseren Verbänden einen hohen Stellenwert in der Aus- und Fortbildung der Leiter*innen. Sie lernen, die Bedürfnisse und Interessen der Kinder und Jugendlichen sensibel wahrzunehmen und sich in ihrem Leitungshandeln daran zu orientieren.“

Die Leiter*innen werden von Expert*innen auf den verschiedenen Ebenen unterstützt. Diese wiederum stehen in regelmäßigem Austausch mit externen Fachberatungsstellen.

Der rdp und seine Mitgliedsverbände haben es sich zur Aufgabe gemacht, ein Umfeld zu schaffen, in dem Kindern und Jugendlichen zugehört wird. Verdachtsmomente werden ernst genommen und diesen wird strukturiert und entschieden nachgegangen. Dazu gibt es ein flächendeckendes Netz von Anlaufstellen und Beratungsangeboten, sodass Unwissen und Überforderung nicht zu Verschweigen und Verdrängen führt.

Wir sind überzeugt, dass die durch unsere pädagogischen Angebote gestärkten Mitglieder unserer Verbände auch in anderen Bereichen der Gesellschaft aktiv für ein gewaltfreies Miteinander eintreten und allen Formen sexualisierter Gewalt keinen Raum geben.

Die Präventionskonzepte unserer Verbände sind hier verlinkt.